Donnerstag, 1. September 2016

Da isser: Der September




Der September ist der neunte Monat des Jahres im gregorianischen Kalender und hat 30 Tage. Am 22. oder 23. ist die Tagundnachtgleiche: Die Sonne steht in der Äquatorebene der Erde und geht an diesem Tag genau im Osten auf und genau im Westen unter. An einem dieser zwei Tage beginnt, astronomisch gesehen, der Herbst.
(Quelle: Wikipedia)

Wir waren vorhin wegen Cleos Hautsache nochmal bei der Tierärztin. Die "schuppigen Pickel" variieren, mal sind´s wenige, mal 
 sind´s viele. Kaum Juckreiz (Gott sei Dank). Es ist von drei Stellen was abgekratzt worden und dann auf Milben untersucht. Negativ, keine Milben. Nun geben wir für anderthalb Wochen ein für Junghunde angemessenes, vertretbares Antibiotikum, Tabletten, zweimal täglich. Es sollen alle Stellen komplett verschwinden, abheilen. Dann schau´n wir weiter. Irgendwas Allergisches käme noch in Betracht, aber soweit sind wir noch nicht. Cleo war wieder total relaxed auf dem Behandlungstisch und hat anschließend ihrem Ruf einer "rumkaspernden Schönheit" alle Ehre gemacht.



So, nach dem Frühstück noch kurz ausruhen und dann ab in die Steller Heide. Unterschätze nie einen Hund, der einen Schritt zurück geht - er könnte auch Anlauf nehmen ...


Mielosan Honigsalbe (klick) ist sehr gut bei kleineren Verletzungen, Abschürfungen oder Hautreizungen. Die Salbe speziell für Tiere gibt´s nur beim Tierarzt oder man googelt ein wenig.



Längere Gänge strukturieren wir ja, d.h. die erste Viertelstunde wird überschüssige Energie abgebaut, dann gibt´s Konzentrierteres: Suchen und apportieren beispielsweise. Zwischendurch (und bei Bedarf) Leinenführigkeit, Rückruf, Abbruch, Folgen an rechter und linker Seite. Dann wieder Spaß haben (den haben wir natürlich immer, logo), schwimmen oder einfach durch´n Wald gehn, schnüffeln, Hund sein. Bei Begegnungen mit Artgenossen wird manchmal getobt, momentan üben wir häufig das "Ignorieren", also das unbeteiligte Vorbeigehen.  

Apropos spielen: Spielen ist schön und wichtig. Man kann allerdings auch was falsch machen. Bei Merle hab ich was falsch gemacht. Nachdem wir gespielt hatten (suchen, zurückrasen und finden usw.) war dann irgendwann Schluß mit lustig, ich steckte das Spielzeug in die Tasche und sagte: "Pause, Sense". Soweit noch kein Fehler. Merle wollte das nicht akzeptieren und drängelte, lief um mich rum, fixierte mich mit Blicken, man kennt das ja. Nach relativ kurzer Zeit hatte sie mich weichgeklopft und ich zog das Spielzeug erneut aus der Tasche ... Das war der Fehler! Von da an konnten Spaziergänge auch nerven, weil der Hund keine Ruhe gab. Es brauchte eine ziemliche Weile des Durchhaltens, um den gemachten Fehler zumindest halbwegs auszubügeln. Bei Cleo hab ich den Fehler von Beginn an nicht gemacht: Schluß ist Schluß, und gut is.
Man kann nun aber viel schwerwiegendere Spiel-Fehler machen. Daß dieses beliebte "Ballwurfmaschinenspiel" kein Spiel ist, sondern ein vorsätzlicher Angriff auf die psychische Gesundheit eines Hundes, wird sich allgemein rumgesprochen haben. Es gibt allerdings noch rassespezifische Fehler, die besser nicht gemacht werden sollten. Terrier reagieren auf Bewegungsreize indem sie hinterhersausen, reinbeißen und ungern wieder hergeben. Ballwerfen oder Zerrspiele können bei Terriern große Probleme machen, besonders wenn kleine Kinder mit von der Partie sind. Hütehunde reagieren auf Bewegungsreize mit fixieren, anschleichen (das Border Collie Syndrom). Aus so einem Hund kann in kürzester Zeit ein Verhaltenskrüppel gemacht werden, für den die Welt ausschließlich aus seinem Bällchen besteht. Retriever sind zum apportieren und tragen (der Beute) gezüchtet. Wenn ich keinen Hund möchte, der ohne sein Stöckchen in der sabbernden Schnauze keinen Schritt mehr macht, dann sollte ich mir vorher gut überlegen, wie ich mit ihm spiele.
Spielen ist eine zweckfreie Angelegenheit, die allen Beteiligten gleichermaßen Spaß macht, nichts Stereotypisches, nichts Verblödendes, auch nichts um seine Ruhe zu haben oder um von Nachbars Fiffi abzulenken.



(Du bist ein unverbesserlicher Oberlehrer, sagt meine Frau immer, und wird recht haben. Was soll ich machen? Hier liege ich und kann nicht anders ...)



Der Syker Wald am Morgen, schöne Stimmung.


Jugend- und Pubertätsphase ab ca. dem 5. Lebensmonat.
Die folgenden Monate sind eine Zeit des hormonellen Umbruchs und Wandels. Mit 6 Monaten ist die grundlegende soziale Einordnung des Hundes in seine Menschenfamilie beendet. Die Bereitschaft des Hundes zur gemeinsamen Zusammenarbeit bzw. Unterordnung nimmt in dieser Phase jedoch trotzdem entwicklungsbedingt deutlich ab.
Insgesamt sind die Hunde flegelhafter, reizbarer und testen vermehrt und ausdauernd (!) Grenzen bei ihren vier- und zweibeinigen Kollegen. Dies hat einen biologisch sinnvollen Hintergrund. Erst das ausdauernde Hinterfragen von Grenzen und Regeln ermöglicht dem Hund, Stabilität innerhalb von Rangbeziehungen zu erfahren. Nur wenn diese geklärt bleiben, fühlt sich der Hund sicher und kann Konflikte später entspannt dem Menschen überlassen. War die Erziehung also bislang erfolgreich und wird auch konsequent weiter geführt, kann man auf dem bisher Erlernten aufbauen. Hat man die Erziehung bis dato vernachlässigt, wachsen sich „problematische Verhaltensweisen“ jetzt sehr schnell und nachhaltig zu ernsten Problemen aus, entweder unmittelbar oder spätestens beim heranwachsenden Hund mit etwa 15 bis 18 Monaten. Meinungsverschiedenheiten kommen auch unter Freunden vor. Der Mensch tut gut daran, sich ein Beispiel an Hunden zu nehmen und Konflikte sofort zu lösen. Die Erwartungshaltung, Hunde würden sich aus Liebe und Dankbarkeit unseren Wünschen entsprechend verhalten, kann nur in Enttäuschung enden. Sie ist weder tiergerecht noch fair dem Hund gegenüber.

(Auszug aus www.hundewissen-bremen.de)




Impressionen an der Hamme.


Cleo ganz jugendlich mit eingesaugter Lippe.

An den heißen Tagen verlagern wir die längeren Gänge in die frühen und späteren Stunden des Tages. Cleo ist kein Freund hoher Temperaturen. Dafür ist sie ziemlich lang und wiegt 22,5 kg ...




Rechts neben unserem Wohnhaus zwischen Hauswand und Gehweg ist ein Rasenstück. Dieses Stück wird von den Hunden der Gegend frequentiert, sie pinkeln hin. Merle macht das auch. Nur manchmal will sie partout nicht auf den Rasen gehn, um´s Verrecken nicht. Als wir uns fragten, warum sie das wohl tut, fiel mir eine Episode aus meiner Kindheit ein. Ich verbrachte damals viel Zeit bei meinen Großeltern auf dem Land. Meistens war ich mit den beiden Nachbars-Brüdern unterwegs. Dann gab´s noch Werner. Werner war ein dicklicher Junge in unserem Alter, um die zwölf. Werner war kein schlechter Typ, wurde aber aus irgendwelchen Gründen nicht gemocht. Eines Tages schnappte sich einer der Brüder ein Stöckchen und zog eine Linie über unseren Sandweg (Werner wohnte drei Sandwege weiter). Dann schrieb er in den Sand: "Werner, wennste hier rüber gehst, dann kriegst was auf die Fresse!". 
Vielleicht pinkelt ja eine fiese Rottweilerhündin auf den Rasen und Cleo liest daraus etwas Ähnliches wie Werner damals ...



Das Traumpfade-Logo. Die Touren sind optimal ausgeschildert.

So, wir sind zurück. Cleos erster Urlaub: Eifel, Vordereifel, Traumpfade, wandern bis der Arzt kommt ... 
In sechs Tagen sind wir ca. 26 Stunden und knappe 80 km durch die Eifel gewackelt, bergauf, bergab, durch Wälder, über Felder.
Wir steigerten uns. Die längste Tour ging (inklusive einer kurzen Mittagspause) über sechs Stunden, der Förstersteig (klick).
Für die Jahreszeit sehr ungewöhnlich waren die Temperaturen. Die ersten vier Tage brachten über 30 Grad! Wir standen mit den Hühnern auf um die "Kühle" des Morgens zu nutzen und wählten waldreiche Touren. Cleo lernte schnell mit ihren Kräften zu haushalten, war "trittsicher" und hatte viel Freude, wir übrigens auch. 







Die Faltbox war Ruhe- und Schlafplatz.





Das Panoramafenster der Fewo, traumhaft!




Der Ausdruck "Idyll" bezeichnet heute harmonisch verklärtes ländliches Leben. Man meint damit meist ein Bild oder einen Zustand, die auf den Betrachter beschaulich und friedlich wirken.
(Quelle Wikipedia)




Abendlicher Blick aus dem Fenster, keine Zivilisationsgeräusche, Stille - nur Cleo schnarcht ein wenig ...

Was nicht unerwähnt bleiben soll ist Cleos "Coolness." Schon während wir unsere Urlaubssachen zusammensuchten, die Taschen packten und recht aktiv durch die Wohnung liefen, blieb Cleo ruhig und gelassen. Hunde spüren natürlich, daß irgendetwas Ungewohntes vor sich geht und viele sind etwas nervös (bei unseren früheren Hunden war das so, obwohl alle "urlaubsfest" waren). Dann die vierstündige Fahrt, das Ankommen in der "Fremde", diesmal wird geschäftig ausgeladen, eine andere Wohnung ist da, eine völlig neue Umgebung, alles ist anders. Cleo blieb gelassen, orientierte sich, schnüffelte alles ab und nahm die Eifel als selbstverständlich hin. Der neue Tagesablauf, dann die Abreise, die Heimfahrt - alles kein Ding für unseren Hund. Wir sind stolz auf sie, oh ja!





Bremen ist laut, zumindest in der Stadt, im Umland issis ruhig, wir müssen umziehen ... Die ersten Gänge sind gemacht, die schönen Erinnerungen langsam ausschleichen lassen. Die Eifel hat schon was! 
Auf jeden Fall ist hier Herbst. Immer noch recht lau, aber doch September, und das ist gut so. Beim Telefonat mit dem Züchter kam von Rolf die Frage: "Hat sie abgenommen?". Hatten wir uns nicht weiter überlegt, daß auch ein Hund beim intensiven Wandern mehr Kalorien verbraucht als auf´m Sofa daheim. Nein, Cleo hat nicht abgenommen, wir haben wohl intuitiv angemessen gefüttert.



Viel Himmel ...

Der begnadete Dokumentarfilmer aus Bremen war wieder auf der Pirsch ...


Suchen, ernten und umrunden.



Das häufige Stehenbleiben und "Rückversichern" macht Cleo aus freien Stücken, also ohne Ansprache. Im vorliegenden Fall mit Frauli als "Schlußlicht" tritt dieses Verhalten in verschärfter Form auf, typisch Hüte- und Treiberhund. Ist man allein mit Hund unterwegs gebärdet sie sich schon unabhängiger ...


Wenn wir mal für kurze Zeit eine gewisse Distanz zu Cleo haben, d.h. wenn uns für Momente bewußt wird, daß wir eben keine Hunde sind, hahaha, dann fällt uns auf wie eng wir mit ihr (und sie mit uns) zusammen leben, besser: zusammenleben. Kein noch so talentierter Psychologe (und die sind äußerst selten) wird auch nach der hundertsten Sitzung so dicht an mich herankommen wie es mein Hund längst ist. Cleo weiß alles über uns, ihr kann man nichts vormachen …
Ich möchte hier mit meinen Ausführungen abbrechen um von meinen Mitmenschen nicht des Irrsinns verdächtigt zu werden.
 Und: Nein, wir vermenschlichen nicht! Menschen sind fragwürdige Geschöpfe, Hunde nicht. Wir wollen Cleo als Hund. Unser Verhältnis zu ihr ist von sentimentaler Natur, sie ist ein inneres Organ für uns, eine der ganz dicken Säulen der Existenz. Das ist so, und das ist auch gut so! Natürlich wissen wir, daß Hunde sich nicht wohl fühlen wenn sie demokratisch behandelt werden, hierarchielos auf Augenhöhe zum Menschen stehn oder antiautoritär erzogen am Rande des Abgrunds laufen müssen. Natürlich wissen wir das. Der Jäger mit seinem austauschbaren Jagdgehilfen, auch der überengagierte Hundesportler mit seinem Pokalbringer, und eine gewisse Kategorie von Züchtern gehört auch hierher, ja, diese Leute haben´s vergleichsweise leicht, da ist der Hund noch Haustier. Unsere Hund waren und sind keine Haustiere, nö, ganich. Wir machen uns die Sache etwas schwerer, eine Gratwanderung, zugegeben. Allerdings sind wir mit all unseren Hunden sauber über diesen Grat gewandert, und das macht uns sehr glücklich.



Heute mal wieder Gericht 32 spendiert: Seelachs auf Pü mit grünen Bohnen. Da freut sich der Schweizer Hofhund ...



Vormittags durch´s Hagener Königsmoor spaziert, klein aber fein issis. 


Anschließend schnell mit der Fähre bei Farge über die Weser und ab in Richtung Zucchini-Nudeln mit ordentlich Reibekäse!


Cleo hat eine Unart entwickelt: Sie geht auf Wasserwildjagd. Angefangen hat´s am Unisee, da hat sie mit schelmischer Freude die dösenden Enten von den Anglerstegen ins Wasser gescheucht. Dann auf dem langen Weg hinterm Tierheim durch ausgedehnte Weiden und Wiesen waren die Enten an den beschilften Ufern der Gräben ihre Scheuchopfer. Man versteht nur zu gut, daß ein Hund daran so seinen Spaß hat, klar. Trotzdem verboten wir halbherzig. Halbherzigkeit im Umgang mit Hunden ist nicht gut, eher schlecht. Die Quittung bekamen wir jetzt: Das Entenscheuchen ist auf dem Weg zur Profession zu werden. Also Schluß mit der Halbherzigkeit, jetzt wird ernsthaft korrigiert! Da man unerwünschtes Verhalten nur in der Situation zielorientiert korrigieren kann, in der es auftritt (logo, wann sonst?), verlaufen gewisse Gassigänge (wie heute der durch´s Moor) nun nicht mehr in vollem Umfang harmonisch und entspannend, denn man muss schon konzentriert auf den Hund sein um das blitzschnelle Abdriften an die Ufer der Gräben augenblicklich unterbinden zu können. Wir schaffen das! (Brüll)
Das Scheuchen von Amseln, Krähen oder Tauben haben wir gut in den Griff gekriegt. Auch Begegnungen mit Katzen (besonders mit denen aus der näheren Gegend) verlaufen recht unproblematisch. Die schaut Cleo sich an wie wir die Löwen im Zoo und gut is. Dazu eine kleine Szene von vorgestern. Cleos Geschirr war beim Baden im Hasportsee naß geworden, sie kam für die Heimfahrt "nackt" ins Auto. Da dann zwischen geparktem Nissan und dem Hauseingang keine 15 Meter lagen verzichteten wir auf die sonst übliche Sicherheitsmaßnahme und ließen sie unangeleint. Unverhofft kommt oft - vor der Haustür kauerte Nachbars Katze, sah Cleo und kratzte die Kurve, sie lief über Gehweg und Straße (Nebenstraße, aber trotzdem). Cleo folgte der Katze reflexmäßig sozusagen. Dann kam ein "Hey!!!" aus meiner Kehle, 110 db, startendes Flugzeug, und Cleo brach ab und kehrte um, alles eine Sache von drei Sekunden. Was lehrt uns das? Auch Restrisiken nicht unterschätzen, kann alles dumm kommen. Cleo wird zukünftig selbst kurze Wege in Straßennähe nicht unangeleint gehn.


Frauli hat wieder Brot gebacken - ein Wahnsinn!


Schon wieder sooo lange her, die Eifel ...


Nein, kein Selfie. Ganz einfach mit Selbstauslöser, geht auch.




"Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. 
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, 
und auf den Fluren laß die Winde los". 

(Rilke, aus Herbsttag)